Wie du die Erlebnisse aus dem Auslandspraktikum mit nach Hause nehmen kannst

Nach dem Praktikum im Ausland kommt es schnell dazu, dass zwar vielleicht ein paar Bilder geschossen wurden, aber vielerlei geschehene Situationen vergessen beziehungsweise noch nicht verarbeitet wurden. 

Daher sollte man sich vorab die Frage stellen, was man von den gemachten Erlebnissen mit nach Hause nehmen möchte.

Es empfiehlt sich besonders in diesem Hinblick, während der Reise ein Tagebuch zu führen. Zum einen, um sich an späteren Zeitpunkten zurück in Deutschland an den Ereignissen zu erfreuen, zum anderen, um sich nachträglich auch kritisch mit dem Praktikum im Ausland auseinanderzusetzen. 

Denn schließlich enden die Reiseerlebnisse des Auslandspraktikums nicht am Flughafen im Heimatland, sondern können einen das ganze Leben mit begleiten.

In diesem Artikel möchten wir daher genau darauf eingehen, welche Vorteile es hat, ein Reisetagebuch zu führen. Zudem gehen wir auf weitere Methoden ein, wie du das Geschehene möglichst zielgerichtet und sinnvoll reflektieren - also nacherleben - kannst.


Vor dem Auslandspraktikum – die Vorbereitung

Eine gute Vorbereitung ist oftmals die halbe Miete. So auch in allen Belangen rund um das Praktikum im Ausland. Mache dir am besten im Vorfeld schon Gedanken, wie du deine Eindrücke dokumentieren möchtest und wie du diese später auswerten willst.

So gibt es beispielsweise die Möglichkeit, ein Tagebuch zu führen. Entweder in Text-, Sprach- oder Videoform. Je nachdem, für welches Format du dich entscheidest, solltest du dich darum kümmern, die entsprechenden Peripheriegeräte zu besorgen (mehr zu dem Thema findest du in unserem Artikel “Erfahrungen für immer festhalten”).

Bei der Textform empfiehlt es sich dabei, auf ein einfaches Tagebuch zurück zu greifen, welches du in vielerlei Schreibwarengeschäften erwerben kannst. 

Solltest du dich eher für die Sprachform entscheiden, so kannst du ganz einfach mittels deines Smartphones Audiodateien aufnehmen. Dafür kannst du dir eine eigene App speziell für das Auslandspraktikum herunterladen. Im IOS und Android Store ist dabei unsere Lieblings-App die „memono“ App. 

Hier hast du die Möglichkeit, die Audiodateien separat in Ordner zu untergliedern und diese abzuspeichern. Zudem kannst du hier Bilder einfügen und Notizen vermerken. Du hast also ein einzigartiges digitales Tagebuch. Damit da auch niemand ran kommt, kannst du einen eigenen Code einrichten, sodass die Erlebnisse lediglich für dich selbst einsehbar sind.

Auch für die Videoform empfiehlt es sich, das eigene Smartphone zu verwenden oder auf eine Spiegelreflexkamera zurück zu greifen. 

Bedenke hierfür allerdings, dass die Auswertung besonders lange dauern kann und du am besten eine externe Festplatte sowie PC oder aber genügend Speicherkarten zur Sicherung des Videomaterials dabei haben solltest.

 

Während des Praktikums im Ausland

In der Zeit des Praktikums ist es wichtig, sich in regelmäßigen Abständen das Tagebuch zu nehmen und die Einträge zu verfassen. 

Gib dir dabei am besten eine eigene Struktur, die du in jedem Eintrag verfolgen möchtest. Diese könnte zum Beispiel wie folgt aussehen:

  • Einleitung (Wo bin ich/Was mache ich?)
  • Hauptteil (Was habe ich erlebt/Was war besonders/ Wie habe ich mich dabei gefühlt?)
  • Schluss (Wie möchte ich an den Geschehnissen weiterarbeiten?)

Natürlich kann diese Struktur je nach Art des Auslandspraktikums noch weiter ergänzt oder gekürzt werden. 

Verfasse regelmäßig einen Eintrag

Es ist auch sinnvoll, sich bei jedem neuen Eintrag den Letzten noch einmal kurz durchzulesen und eventuell auf den Schluss einzugehen. Haben die Maßnahmen, welche ergriffen wurden, geholfen? Konnten schöne Zeiten weiter aufrechterhalten werden? 

Gehe darauf ein, wie deine eigene Geschichte weiter verlaufen ist, sodass du am Ende dein Tagebuch in einem Mal durchlesen könntest und es dabei schlüssig wäre.

Damit diese Schlüssigkeit ebenfalls gewährleistet werden kann, ist es zudem wichtig, die richtigen Abstände einzuhalten, in denen die Einträge verfasst werden. Es bringt wenig, wenn du in den ersten Tagen täglich schreibst und zum Ende hin nur noch jede Woche. 

Natürlich sind die neuen Eindrücke am Anfang deutlich mehr, doch das ist definitiv kein Problem. Niemand hat gesagt, dass ein einzelner Eintrag sich nicht über mehrere Seiten erstrecken darf.

Damit du dich selbst kontrollieren kannst, empfehlen wir, dir eine Erinnerung an deinem Smartphone einzustellen, welche dich an deinen Tagebucheintrag erinnert.

 

Nach dem Auslandspraktikum: Auswertung und Reflexion

 Zurück in Deutschland geht es nun darum, die Geschehnisse und Tagebucheinträge auszuwerten und dabei die kulturelle Selbstreflexion zu stärken.

Zur Auswertung solltest du dir am besten jeden geschriebenen, gesprochenen oder gefilmten Artikel genau ansehen oder anhören und dir dann anhand einiger Bewertungskriterien Schaubilder anlegen.

So kannst du die Schaubilder beispielsweise zu folgenden Kriterien anlegen:

  • Wie war meine allgemeine Stimmung und wie hat diese sich verändert?
  • Wie war mein physisches Wohlbefinden während des Auslandspraktikums? (Besonders bei Ländern mit einem anderen Klima sehr sinnvoll!)
  • Wie nahe stand ich meinen sozialen Kontakten?
  • Wie verliefen die sprachlichen Barrieren?

 

Auch hier kannst du natürlich deine eigenen Punkte und Schaubilder ergänzen oder kürzen und dann für dich festmachen, wie der Verlauf der einzelnen Kurven ist. 

Ganz besonders wichtig sind dabei vor allem die Stimmungskurven während des Praktikums im Ausland - schau dir dazu noch einmal den Artikel „Kulturschock überwinden“ an. Du wirst feststellen, dass die Kurven aus den Tagebucheinträgen ähnlich dem Verlauf eines Kulturschocks sein können.

Am Anfang erhältst du eine große Euphorie, bis dich die ersten Rückschläge einholen und sprachliche Barrieren auftreten. Danach lernst du, dich mit den Situationen zu arrangieren und von Zeit zu Zeit immer mehr dazuzulernen. So kann es zumindest laufen und bei den meisten ist das auch der Fall! 

Trotzdem muss diese Art und Weise nicht auf dich zutreffen, denn schließlich ist jeder Mensch verschieden.


Dein Auslandspraktikum besser verarbeiten: Reflexionsmethoden

Im Folgenden gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Reflexionsmethoden, mit denen du die geschehenen Ereignisse verarbeiten und für dich einordnen kannst. 

Besonders die unschönen Begebenheiten während des Praktikums im Ausland kannst du so aufarbeiten.

Wichtig ist es jedoch, sich bei den Reflexionen nicht die Normen und Sitten aus dem Heimatland als Gegenüber zu nehmen, sondern vielmehr eine möglichst objektive Betrachtungsweise heranzuziehen. 

Kommen wir hier zum Beispiel auf der spanischen Siesta zurück: Wenn wir nun Deutschland gegenüberstellen würden, so würde schnell die Schlussfolgerung aufkommen, dass die Spanier schlechtere Möglichkeiten zum Einkaufen hätten. 

Wenn wir aber nun objektiv bewerten, so können wir die Fakten zusammenfassen. 

So können wir etwa sagen:. „Die Spanier können sich währenddessen ausruhen oder anderen Tätigkeiten nachgehen“ oder „Die Zeit kann für längere Mittagspausen genutzt werden.“ 

Versuche daher, immer sinnvoll über die Regelungen, Normen und Werte nachzudenken, und mache dich dabei von dem Bekannten aus dem Heimatland frei.

 

Reflexionsmethode 1: Die Waage zwischen Gut und Schlecht

Bei dieser Reflexionsmethode geht es darum, dir die einzelnen Einträge anzuschauen und dabei zu bewerten, ob der jeweilige Tag eher gut oder schlecht war. Das kannst du dabei vor allem an den Ereignissen festmachen, welche stattgefunden haben. 

Sollte nichts Nennenswertes passiert sein, so kannst du den Tag als einen guten verbuchen, denn die schlechten Tage werden von der menschlichen Psyche als deutlich intensiver wahrgenommen als die guten.

Am Ende kannst du diese Tage dann optimalerweise in den Farben grün (für gute Tage) und rot (für schlechte Tage) in einem Schaubild darstellen. 

Gute und schlechte Tage

Schnell wird dir hier auffallen, dass meist direkt einige Tage am Stück schlecht oder gut gewesen sind.

Nun geht es darum, sich sowohl die guten als auch die schlechten Tage genau anzuschauen und für sich selbst festzustellen: „Was war daran nun eigentlich schlecht/gut?“ 

Dies solltest du dir dann gesondert herausschreiben und stolz auf die Tage sein, an denen du gute Erfahrungen sammeln konntest. 

Bei den schlechten Erlebnissen frage dich nun: „Was kann ich in Zukunft für mein Heimatland mitnehmen, um die vorliegenden Situationen besser zu lösen?“ So wächst du wirklich an den schlechten Ereignissen und siehst nicht nur alles in einem schwarz-weiß Denken.

 

Reflexionsmethode 2: Schreibe dir selbst einen Brief

Diese Reflexionsmethode klingt auf den ersten Blick vielleicht etwas komisch. Doch trotzdem solltest du dir selbst einen Brief schreiben, um besser zu reflektieren. 

Lies dir dafür bestimmte Abschnitte deines Tagebuches durch und schaue dir die Bilder dazu an.

Versuche dich nun in die Rolle eines Freundes oder einer Freundin von dir hineinzuversetzen und deine Eindrücke völlig distanziert und objektiv zu beschreiben. Mache dies am besten immer mit einzelnen Wochen, sodass du am Ende auf mehrere Briefe kommst.

Sobald du dann den letzten Brief geschrieben hast, solltest du dir ein paar Tage später den ersten Brief wieder zur Rate ziehen und ihn so lesen, als wenn diesen tatsächlich ein/e Freund/in von dir geschrieben hätte, der/die seine/ihre Eindrücke von einem Auslandspraktikum kundtun möchte.

Versetze dich in einen Freund/in und versuche deine eigenen Briefe zu hinterfragen: Wie hast du die einzelnen Erlebnisse und Situationen wahrgenommen? Wie hast du dich entwickelt? Wie hat sich das Verhältnis zu deiner Gastfamilie, zu deinen Freunden vor Ort sowie zu deinen Arbeitskollegen und Arbeitskolleginnen entwickelt? Was denkst du über den Brief und wie betrachtest du nun die Geschehnisse? Konnte der Brief dir helfen? 

Womöglich schon, denn so kannst du eine deutlich distanziertere Sichtweise von dir selbst erhalten, dadurch mit den Geschehnissen anders umgehen und diese für dich selbst besser einordnen. Da du diese Methode wahrscheinlich nur ein einziges Mal nach deinem Auslandspraktikum anwendest, lass dir genug Zeit zum Schreiben und zum Lesen der Briefe. 

Suche dir einen entspannten und stillen Ort und gehe wirklich in dich, um herauszufinden, wie du über deine Erlebnisse während des Praktikums im Ausland denkst.

Lasse dir beim Briefschreiben genug Zeit


Reflexionsmethode 3: Erstelle eine Tabelle und bewerte diese

Bei dieser Reflexionsmethode stellst du einfach alle Erlebnisse gegenüber. 

Dafür legst du dir eine Tabelle an: Die linke Seite enthält dabei alle Erlebnisse, Eindrücke und Eigenschaften der Kultur, die du für gut befindest und die rechte Seite enthält dabei alle Erlebnisse, Eindrücke und Eigenschaften der Kultur, die du als schlecht bewerten würdest.

Lass dir beim Aufschreiben der Punkte besonders viel Zeit und gehe ruhig einige Tage später nochmals zur Tabelle zurück. Sicherlich fallen dir von Zeit zu Zeit immer mehr verschiedene Dinge ein, die du bisher noch nicht in der Tabelle untergebracht hast.

Zum Schluss geht es auch hier darum, alles auszuwerten. Dafür ziehst du einen Punktemaßstab heran. 

Einen Punkt vergibst du dabei für Ereignisse, die nur ein wenig prägend für dich waren, zwei Punkte für die Erlebnisse oder Eindrücke, die mittelmäßig prägend waren und drei Punkte vergibst du dann für alles, was dich besonders stark positiv oder negativ geprägt hat.

Anschließend zählst du jeweils die Punkte auf der linken und rechten Seite zusammen. 

Erhältst du nun auf der linken Seite einen höheren Punktwert als auf der rechten Seite, so war das Auslandspraktikum positiv und du hast dich gut mit der ausländischen Kultur arrangieren können. 

Sollte der Wert auf der rechten Seite jedoch höher sein als auf der linken, so solltest du besonders intensiv dein Tagebuch auswerten, sodass du noch mehr Rückschlüsse für dich ziehen kannst, damit dein nächstes Auslandspraktikum besser verläuft. 

Diese Methode gibt dir daher ein gesamtheitliches Bild deines Praktikums im Ausland.

 

Reflexionsmethode 4: Sprich mit Freunden oder Verwandten

Auch das Sprechen mit Freunden oder Verwandten kann dir bei der Reflexion deines Praktikums weiterhelfen. 

Es ist dabei immer sinnvoll, die Meinung einer außenstehenden Person ernsthaft in deine Gefühle und Gedanken mit einzubeziehen - wenn es sich um eine Person handelt, der du auch wirklich vertraust.

Vielleicht haben deine Eltern, Freund/innen oder Geschwister ja auch schon ähnliche Dinge erlebt und können dir sagen, wie sie mit der Situation umgegangen sind. 

Meist stärkt das dein Selbstbewusstsein und du merkst schnell, dass du mit deinen Problemen nicht allein bist!


Fazit zur Tagebuchführung und Reflexion der Ereignisse

Wie du also siehst, ist es durchaus sinnvoll, während deines Praktikums im Ausland ein Tagebuch zu führen, in welcher der drei Formen auch immer (Text-, Sprach- oder Videoform). So kannst du im Anschluss deine Erlebnisse auf deinen Charakter und deine eigene Wahrnehmung zurückführen und so daran persönlich wachsen.

Last but not least sei dabei auch angemerkt, dass du mit deinen Dokumentationen eine Erinnerung für die Ewigkeit schaffen kannst, an die du dich noch in vielen Jahren erinnern wirst oder sogar später deinen Kindern zeigen kannst.

Erinnerungen von frühe

Die Reflexionsmethoden geben dir dabei die Chance, dich selbst zu entwickeln und für dein zukünftiges Leben langfristig einen echten Mehrwert mitzunehmen, der dir im Job, im Umgang mit anderen Menschen und in so gut wie allen alltäglichen Situationen weiterhelfen kann. 

Du lernst dich selbst deutlich besser kennen und wirst dabei feststellen, wer du bist und wohin du im weiteren Verlauf deines Lebens noch möchtest.

Wir hoffen, dir hat der Artikel zum Thema Reflexion gefallen, und freuen uns, dich auch in den anderen Artikeln begrüßen zu dürfen. 

Worauf wartest du noch? 

Schnappe dir ein Tagebuch und beginne schon bei deinem nächsten Praktikum im Ausland mit den Aufzeichnungen. 

Sei dir sicher – es wird dir in jedem Falle weiterhelfen. Ganz egal, ob es die schlechten Dinge oder die guten Ereignisse sind, die dich prägen werden - in jedem Falle kannst du deine Erfahrungen für dich für immer festhalten und so aus den Geschehnissen nachhaltig lernen. 

So kannst du langfristig über dich hinauswachsen!

Starte jetzt gleich dein nächstes Auslandsprojekt und melde dich unverbindlich bei uns an.

Initiative Transparente Zivilgesellschaft AIESEC
Ausgezeichnetes Engagement AIESEC